Rückmeldung einer Führungskraft der Polizei BB zu einem ENT-Einsatz
- „Hallo Xxxxxxx,
ich wollte mich noch mal ganz herzlich für das Debriefing am XX.01.2022 in Xxxxxx bedanken. Zugegebener Maßen war ich im Vorfeld durchaus etwas skeptisch, jedoch eher aus der Unsicherheit heraus „was wird uns da wohl erwarten?“.
Jetzt, mit etwas mehr Abstand zum Ereignis und dem Debriefing kann ich für mich (und auch für die Kollegen) sagen, Ihr habt das richtig gut gemacht. Es war eine ganz andere Rückschau auf den Einsatz, als man ihn im Regelfall bei der Polizei erlebt und dies tat allen gut.
Bitte richte auch Xxxxxx meinen Dank aus.
Ich persönlich habe auf meinem Heimweg nach der noch recht ereignisreichen Nachtschicht gemerkt, dass ich mich von dem Einsatz mental distanzieren konnte.
Fazit aus dem Einsatz für mich ist ganz klar: bei ähnlich belastenden Einsätzen ist ein Anruf beim ENT immer der richtige Weg um den Kollegen etwas die seelische Belastung zu nehmen.
Vielen Dank!!!“
Frühjahrstreffen des Einsatznachsorgeteams Brandenburg
Das ursprünglich für drei Tage geplante Frühjahrstreffen 2021 des Einsatznachsorgeteams Brandenburg konnte in diesem Jahr nicht wie gewohnt stattfinden. Die Arbeit geht weiter. Wichtige Themen mussten besprochen werden, rückblickend auf vergangene Entwicklungen und Einsätze und in die Zukunft. Wie entwickeln wir uns weiter? Welche Veränderungen stehen bevor? Was liegt da näher, als der Schritt zur Videokonferenz, einem uns allen inzwischen schon vertrauten Mittel. Das Medium ist über 5 Stunden zwar kein Ersatz für ein persönliches Treffen, lässt die persönliche Nähe und Vertrautheit vermissen. Es ist aber geeignet bestimmte Themen zu diskutieren und Mitglieder über aktuelle Entwicklungen zu informieren.

Ulf Steinert im ENT-Onlinemeeting mit Jörg Reichert. Foto: Steinert
Das ENT kann gegenwärtig auf die Unterstützung von 26 aktiven Mitgliedern zurückgreifen. Diese stammen sowohl aus den Blaulichtorganisationen, als auch dem zivilen Bereich. Ein weiterer Mitgliederzuwachs ist wünschenswert. Unsere Mitglieder müssen keinen polizeilichen Hintergrund haben oder aus der Feuerwehr stammen. Dennoch ist es vorteilhaft, wenn im Einsatz einer im Team die jeweilige Sprache spricht.
In jedem Falle streben wir eine verstärkte Werbung geeigneter Mitglieder an. Aufgrund der aktuellen Mitgliederstruktur des ENT liegt der Schwerpunkt bei den in Feuerwehren und dem Rettungsdienst.
So ist das ENT fachlich breiter aufgestellt und deckt weitere Räume ab. Somit können Anfahrtswege im Einsatzfall verkürzt und der Einsatzort schneller erreicht werden. Das spielt in einem Flächenland, wie Brandenburg, eine nicht unbedeutende Rolle.
Vor dem Hintergrund der Einarbeitung neuer Mitglieder gab es einen interessanten Austausch über die Mentorate. Neue ENT-Mitglieder sollen zu Beginn ihrer Mitgliedschaft eine enge Betreuung durch einen erfahrenen Mentor oder erfahrene Mentorin erfahren, der/die ihnen grundsätzliche Dinge nahebringen kann und jederzeit zur Verfügung steht.
Wir gewinnen durch unsere Einsätze an Bekanntheit und Akzeptanz und haben uns entschieden, zusätzlich die Öffentlichkeitsarbeit auszubauen. Hierzu wurde eine Arbeitsgruppe innerhalb des ENT gebildet. Themen sind die Durchführung öffentlichkeitswirksamer Veranstaltungen und Schulungen, aber auch Social Media und Internet sowie der Umgang mit der Presse.
Alles soll aus einem Guss sein und ein klares Bild vermitteln.
Weiterhin besprachen wir fachliche Themen. Ein wichtiger Tagesordnungspunkt, die veränderte Lage vor Ort, was nun?“ – Information und Austausch zum Umgang mit Diskrepanzen zwischen Anforderung und Realität.
Trotz gründlicher Vorbereitung tritt häufig der Fall ein, dass sich die Nachbesprechungssituation vor Ort inhaltlich, personell oder von anderen Rahmenbedingungen her ganz anders darstellt als vorher bekannt gewesen oder abgesprochen. Die Herausforderung besteht dann darin, theoretische Grundsatzüberlegungen durch adäquate, kreative Kompromisse soweit in Einklang zu bringen, dass ein möglichst weitgehendes Hilfsangebot an die anfordernden Einsatzkräfte realisiert werden kann. Hier ist Flexibilität gefragt. Es sind einige Fälle aus der zurückliegenden Zeit vorgestellt und besprochen worden.
Ein weiterer Punkt hat sich mit der eigenen Psychohygiene befasst. Wie gehen wir Mitglieder eigentlich mit dem im Einsatz Erlebten um? Benötigen auch wir manchmal Hilfe, nachdem wir Hilfe geleistet haben? Wir streben eine Kultur der eigenverantwortlichen Bedarfsanmeldung an. Einzelsupervisionen sollen (relativ) kurzfristig realisierbar sein. Gruppensupervisionen sollen ein fest integrierter Bestandteil der ENT- Kultur sein. Hierbei soll der/die Supervisorin aus dem externen Umfeld außerhalb des ENT stammen.
Ein wichtiges Thema unserer Treffen ist das gegenseitige Kennenlernen. Das Vertrauen und die Kenntnis von Stärken und Schwächen spielen neben fachlichen Aspekten eine große Rolle bei der Einsatzbewältigung. Im Rahmen einer Videokonferenz sind hier zwar Grenzen gesetzt. Vielleicht ist es ein Auftakt oder eine Ermutigung, dieses Format für persönliche Runden häufiger im ENT anzuwenden.
Solltest Du Interesse an der Arbeit des ENT oder gar an einer Mitgliedschaft haben, melde Dich bei uns. Wir freuen uns über dein Interesse und eine eventuell zukünftige Mitgliedschaft.
Der Weg des ENT

ENT-Herbstseminar im „Covid-Modus“. Foto: Peter Frank
Das Herbsttreffen des ENT war geprägt durch die Einhaltung strikter hygienischer Rahmenbedingungen. Der Schutz der Gesundheit der Mitglieder und somit der Erhalt der Einsatzfähigkeit des ENT ist ebenso wichtig, wie ein regelmäßiger Informations- und Erfahrungsaustausch oder persönliche Begegnungen.
Den ersten und größten TOP bildete der Anbindungsprozess des ENT an die Strukturen des Brand- und Katastrophenschutzes und der PSNV des Landes. Hierzu konnten wir Herrn Dr. Dietel, Leiter des Referats 34 im MIK, und Frau Germer, Direktorin des Zentraldienstes der Polizei, in unserer Mitte begrüßen. So sollte durch Information aus erster Hand und der Möglichkeit, Fragen zu stellen, größtmögliche Transparenz zu dem Prozess hergestellt werden.
Nach aktuellem Stand wird die Fachaufsicht durch das MIK, Referat 34 und die organisatorische/administrative Anbindung durch den Zentraldienst der Polizei (ZDPol) gewährleistet werden.
Eine Aufwertung soll das ENT auch z.B. durch die Ausübung im Nebenamt (Mitglieder aus dem öffentlichen Dienst, wie z.B. Polizei), eine feste Koordinatorenstelle beim ZDPol (Polizeiärztlicher Dienst), die Aufwandsentschädigung für das Ehrenamt und Mitfahrgelegenheiten in Dienstfahrzeugen erfahren. Dies ist in Prüfung.
Die Sachkosten des ENT sind erstmalig im Landeshaushalt 2021 beantragt und erwarten die Zustimmung des Parlaments. Dies steht für die hohe Zielstrebigkeit des MIK zur nachhaltigen Absicherung der Einsatznachsorge im Land.
Mit herzlichem Dank für das offene Gespräch wurden Frau Germer und Dr. Dietel aus dem Kreis des ENT verabschiedet.

Frau Germer, Zentraldienst der Polizei.
Foto: Peter Frank
Den aufgrund der pandemischen Situation abgesagten Blaulicht-Gottesdienst mit Gedenken an die im vergangenen Jahr verstorbenen Einsatzkräfte in der Nikolaikirche Potsdam feierten die anwesenden ENT-Mitglieder mit der Entzündung von Kerzen und einer Schweigeminute.
Erstmals wurde der durch das Team gewünschte „Ritterschlag“ zur Einsatzkraft des ENT für vier Mitglieder durch Überreichung des ENT-Namensschildes und eines Blumenstraußes durchgeführt. Beate Wolf, Mechtild Michalski, Britta Muche, Anita Nicko (nicht anwesend) und Ulf Steinert sind nun ausgebildet und gewappnet, für die Einsatzkräfte des Landes Bb ihre Unterstützung zu geben! Herzlichen Glückwunsch!

Neue Einsatzkraft im ENT: Beate Wolf. Foto: Peter Frank
Weitere Blumen gab es als Dank für ihren Einsatz an drei weitere Mitglieder: Jörg Reichert für sein Wirken als Koordinator des Teams, Elke Hinze für ihre administrativen Tätigkeiten bei der Sachmittelverwendung und Peter Frank für seine vielen Einsätze als Gesprächsleiter und Teamfotograf.
„Suizid eines Kollegen“ war im ENT Bb in diesem Jahr das häufigste Einsatzstichwort. Dieses Thema stellt besondere fachliche Herausforderungen an die jeweiligen Gesprächsleiter*innen und Peers und erfordert zugleich ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit für die emotionalen Prozesse in der Gruppe der Teilnehmer.
Bereits Ende Oktober trafen sich mehrere Teammitglieder, um einen Einsatz in einer Fallbesprechung zu reflektieren. Für die Leitung des ENT Anlässe genug, auch beim Herbsttreffen eine inhaltlich-fachliche Nachbereitung anzuleiten. Die hierin dargelegten Erfahrungen fordern eindeutig die Notwendigkeit einer klaren Rollenverteilung im handelnden Team von der verantwortlichen Übernahme des Einsatzes bis zum Auswertungsgespräch danach.
Dass in diesem Fall drei Psychosoziale Fachkräfte in unterschiedlichen Rollen eingesetzt waren, konnte als Ressource für den Prozess genutzt werden.
Die Frage nach dem „WARUM?!“ der Tat treibt Hinterbliebene, Angehörige, Kolleginnen, Freunde u.a. oft um. Damit einher geht auch die Suche nach der eigenen Wirksamkeit: „Vielleicht hätte ich es doch verhindern können?“. Das Bewusstwerden und Ansprechen der hier zugrundeliegenden Hilflosigkeit und Ohnmacht kann dazu beitragen, das Gewicht der nicht mehr zu beantwortenden Fragen zu mindern. Gleichzeitig wurde gemeinsam der Respekt vor der Entscheidung der sich selbst tötenden, gleichwohl mündigen Person als Möglichkeit der Distanzierung herausgearbeitet.
Den Abschluss des Treffens bildete die Konstituierung einer eigenständigen Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit. Sie wird sich in enger Abstimmung mit der fachlichen Leitung um Themen wie Flyer, Website, Aussteller, Streumittel usw. kümmern.
Mit gegenseitigem Dank für die Zusammenkunft und das Miteinander unter den Hygienebedingungen verabschiedeten sich die Teammitglieder nach vier Stunden voneinander.
Sommerseminar des Einsatz-Nachsorge-Teams Brandenburg 2020 im Störitzland
Abendstimmung beim ENT-Sommerseminar am Störitzsee. Bild: Peter Frank
Wird unser Sommerseminar in der Corona Zeit stattfinden können? Wie wird die Stimmung sein, nachdem sich die Leitung in einer Position seit März verändert hat? Werden wir uns als Team unter den neuen Bedingungen sachlich und kameradschaftlich inhaltlichen Dingen zuwenden können?
Fragen die vorab zahlreiche ENT-Mitglieder beschäftigten und deren Beantwortung am Ende doch recht einhellig ausfiel:
Ja, es ist ein inhaltlich / methodisch neues und zwischenmenschlich anderes Seminar geworden und konnte von Anwesenden als bereichernd erlebt werden!
Die vorbereiteten Flipcharts zum Ablauf des Seminars deutete auf die Absicht der Leitung hin, das neue Miteinander im gesamten Team transparent zu gestalten.
Die insgesamt dreieinhalb-stündige (!) Vorstellungsrunde bereitete mit der gegenseitig gezeigten Offenheit und einander mitgeteilten persönlichen Einblicken ein gutes Fundament für das kommende Seminar.
Der neuer Fachliche Leiter, Matthias Mehlhorn, stellte nachvollziehbar dar, wie es zu diesem Personal-Wechsel innerhalb der Leitung im März kam. Als wertvoll wurden insbesondere die wertschätzenden Rückmeldungen aus dem Team zu jedem anwesenden Teammitglied erlebt.
Im letzten Infobrief der neuen Leitung wurde angekündigt, dass das Brandenburger Ministerium des Innern und für Kommunales (MIK) bis zum Jahresende 2020 im Rahmen der Neugestaltung des Gesetzes über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz des Landes Brandenburg (Brandenburgisches Brand- und Katastrophenschutzgesetz – BbgBKG) eine Einbettung des ENT BB in die Struktur der Landesbehörden als „Landesregieeinheit“ entwickelt. Dadurch solle dem ENT eine gesetzliche Struktur- und Prozessbeschreibung gegeben werden, die wir in Teilen selbst mitgestalten können. Nachdem M. Mehlhorn das mit einigen Worten ausgeführt hatte, entstanden eine Vielzahl von Ideen und Gedanken, die von den Mitgliedern des Seminars mit eingebracht wurden. In verschiedenen Wortmeldungen der ENT-Mitglieder wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass von Seiten der Politiker nicht nur Gesetze und Verordnungen über das ENT erlassen werden, sondern unsere professionellen Erfahrungen sachkundig einbezogen werden sollen.
Der erste Seminartag war nach diesen inhaltlichen „Schwergewichten“ bereits zeitlich weit vorangeschritten. Eine kurze Pause für individuelle Freizeitgestaltung oder das Vorbereiten des Abendessens leitete zum verdienten Feierabend über.
Traditionell wurde zum Tagesabschluss wieder gegrillt; ein stimmungsvoller Abend, untermalt mit einem malerischen Sonnenuntergang über dem Störitzsee.
Der Tag 2 des Sommerseminars begann mit der Klärung noch offener Fragen vom Vortag, bevor das Arbeiten zum einzigen methodisch-fachlichen Thema der Zusammenkunft kam: Einzelgespräche. Methodisch gut vorbereitet waren 3 verschiedene Szenarien zu absolvieren, wie sie in ähnlicher Weise tatsächlich von einigen Mitgliedern durchgeführt wurden. Gebildet wurden vier 3-er-Gruppen, so dass zu jedem der 3 Fallbeispiele jedes ENT-Mitglied mal Gesprächsleiter/-in, Betroffene(r) beziehungsweise Beobachter/-in war.
Die gemeinsame Auswertung der persönlichen Übungserfahrungen nach jeder Runde brachte sehr spannende Betrachtungsweisen und neue Lernerkenntnisse zu Tage.
Da ein Wechsel innerhalb der ENT-Leitung auch öffentlich erkennbar sein sollte, wurden noch Hunderte neue Broschüren des LFV zur PSNV im Feuerwehrdienst mit der aktualisierten Erreichbarkeit unseres fachlichen Leiters versehen.
Müde, aber um viele Erfahrungen reicher und mit großer Wertschätzung untereinander, verabschiedeten sich alle am Nachmittag voneinander, um die Heimreise anzutreten.
Peter Frank
(Mitglied im ENT-BB)
BER – eine neue Herausforderung für das Einsatz NachsorgeTeam Brandenburg

ENT-Mitglieder besichtigen ein Einsatzgerät der Flughafenfeuerwehr BER. Bild: Jürgen Wildemann
Seit mittlerweile 9 Jahren wartet der neue „Flughafen Berlin-Brandenburg“ (FBB) in Schönefeld auf seine Eröffnung. Am 31.Oktober 2020 soll es nun soweit sein!
Was passiert dort gerade? Wie ist der Stand der Dinge? Und was hat das ENT-BB mit dem neuen Flughafen zu tun?
Auf Einladung der BER-Notfallmanagerin Saskia Schuchardt machten sich am Morgen des 04. August 2020 neun Mitglieder des ENT Brandenburg auf den Weg nach Schönefeld. BER steht für die zukünftige internationale Kennung des neuen Flughafens der Hauptstadtregion.
Durch die zukünftige Schließung des Flughafens Tegel (TXL) verlagert sich der gesamte Flugverkehr von Berlin in das Land Brandenburg. Das bedeutet zugleich, dass ein neuer Schwerpunkt der psychosozialen Begleitung von Einsatzkräften für das ENT Brandenburg entsteht.
Einleitend vermittelten Frau Schuchardt und die beiden Kollegen Andre´ Worm (Leiter Einsatzbetrieb) und Oliver Nopper (SG-Ltr. Einsatz und Organisation) der Flughafenfeuerwehr einen inhaltlichen Überblick zu den relevanten Aufgaben:
Wie funktioniert das Notfallmanagement im Einsatzgeschehen? Wie baut sich die Flughafenfeuerwehr auf und wie ist sie mit den anderen Komponenten des Airports verbunden? Wo befinden sich die drei Feuerwehr-Stützpunkte, von denen aus nach internationalen Standards jeder Punkt des BER innerhalb von 180 sec durch die ersten Brandbekämpfer erreicht werden muss? Welche technischen Voraussetzungen stehen den Kamerad*innen im Einsatz zur Verfügung?
Der Einladung, das riesige Gelände und die einzelnen Feuerwehr-Stützpunkte einmal selbst kennen zu lernen, zu sehen, wo die Kameraden der Wehr an ausgedienten Flugzeugen und speziellen Modellen üben, welche Technik wo zur Verfügung steht, entsprachen die ENT-Kolleg*innen gern.
Nach einem ausführlichen Sicherheitscheck standen die Gäste bald voll Respekt vor einem riesigen Flugfeldlöschfahrzeug, sogar mit dem Angebot, sich einmal hineinzu-setzen und lauschten mit Interesse den Vor-Ort-Erläuterungen zur hochmodernen Einsatztechnik. Die ebenso gezeigten Räumlichkeiten der Notfallzentrale wurden erst wenige Stunden zuvor ihrer Bestimmung übergeben.
Mit einem dankbaren Gefühl, dass man die Möglichkeit bekommen hatte, sich persönlich sowie die jeweils andere Arbeitsweise kennengelernt zu haben, verabschiedeten sich alle nach vier sehr interessanten Stunden voneinander.
Obwohl alle Beteiligen dieser Begegnung hoffen, dass es nie zu einem ernsthaften Unglück auf den Flughafengelände kommen wird, steht das ENT allen dort arbeitenden Einsatzkräften vor allem präventiv zur Seite und unterstützt nach einem Ernstfall beim Umgang mit den belastenden Eindrücken und Erfahrungen.
Von Peter Frank (ENT-Mitglied)
Anerkennung für geleistete Arbeit
Auf Einladung der Leitung der Polizeidirektion (PD) West, Herrn Schiewe und Herrn Mutschischk, fand am 04. Juni 2020 auf einem Schiff der Wasserschutzpolizei ein Treffen mit Kolleginnen und Kollegen des Brandenburger Einsatz-Nachsorge-Teams statt. Neben dem Fachlichen Leiter des ENT, Matthias Mehlhorn, und der Landespolizeipfarrerin, Beate Wolf, nahmen auch die in dieser PD ihren Dienst verrichtenden Polizeiangehörigen und ENT-Mitglieder Manuala Höbler, Jürgen Wildemann, Roland Lange teil. Gegenstand der mehrstündigen Gesprächsrunde waren neben dem Dank für die geleistete Einsatznachsorge sowie vor allem die Frage, wie das ENT und die PD West noch effektiver zusammen agieren können.

Der Einstieg ist das Entscheidende – Kinder und Jugendliche in Nachsorgemaßnahmen
Kinder und Jugendliche in Notfallsituationen rufen bei Einsatzkräften eine besondere Betroffenheit hervor. Einerseits wird hier der natürliche Schutzinstinkt aufgerufen, verstärkt ggf. durch Erinnerungen aus der eigenen Kindheit sowie Erfahrungen eigener Elternschaft. Anderseits gilt es jedoch auch die Unabänderlichkeit eines Unglücks zu realisieren, die häufig die Sinnfrage in der Einsatzkraft aufruft.

Prof. Dr. Harald Karutz, MSH Medical School Hamburg. Bild: Peter Frank
Prof. Dr. Harald Karutz von der MSH Medical School Hamburg führte als Referent den 19 ENT-Mitgliedern und Interessierten am Montag (09.03.2020) in die komplexen Herausforderungen einer Einsatzlage mit Kindern und Jugendlichen ein.
Am zweiten Tag des Frühjahrsseminars an der LSTE ergänzten das bisher Vorgetragene Überlegungen zu Gruppengesprächen mit Kindern und Jugendlichen. Fazit: Es gibt nicht das eine Gesprächsangebot, es stehen stattdessen zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedliche Varianten für die differenten Zielgruppen zur Verfügung und sollten als Auswahlmöglichkeit Berücksichtigung finden. Wichtig bleibt jedoch, einen Einstieg für ein Gruppengespräch zu finden, der eine Beziehung zu den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen aufbaut, einer Bereitschaft für ein Gespräch über das Erlebte den Weg ebnet.

Historische Steuerungstechnik der Zwillingsschachtschleuse Eisenhüttenstadt. Bild: Peter Frank
Eine willkommene Abwechslung für Geist und Körper ermöglichte den Seminarteilnehmenden eine Exkursion in die Zwillingsschachtschleuse der Stadt Eisenhüttenstadt. Der Bau aus den 20-ger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern beeindruckt als Anlage zugleich durch die hochwertige Gestaltung bis in kleinste Details hinein, die sich konsequent an der Ästhetik eines Schiffes der damaligen Zeit orientiert.
Zum Abschluss seiner Ausführungen stellte Prof. Karutz noch erste Forschungsergebnisse einer Studie zur „Psychosoziale Notfallversorgung für Kinder und Jugendlichen in komplexen Gefahren- und Schadenslagen“ vor. Im Ergebnis kann das Frühjahrsseminar 2020 des ENT Brandenburg als ein weiterer Baustein der notwendigen Entwicklung einer entsprechenden fachlichen Expertise bei Einsatzkräften angesehen werden. Eine inhaltliche und strukturelle Einbindung des erworbenen Know-hows in bestehende Ressourcen der Landes-PSNV gilt es nachfolgend noch zu erbringen.
Zum Tagesausklang fanden sich alle ENT-KollegInnen in der liebevoll restaurierten Gaststätte „Aktivist“ ein, die bereits zu DDR-Zeiten ein geschätzter Treffpunkt der Stadt war.
Am Mittwoch, den 11.03., stand eine Rollenspiel-Übung im Zentrum der inhaltlichen Seminararbeit. Inhaltlich bezogen auf die ersten Seminartage stand hier ein Nachsorgegespräch mit Teilnehmern einer Jugendwehr im Mittelpunkt der Übung.

Vorbereitung auf das Rollenspiel. Bild: Peter Frank
Die Herausforderung bestand zunächst darin, die verschiedenen Bedarfe von Einsatzkräften und Jugendwehr zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu umreißen. Danach galt es die Jugendlichen unterstützende Personen zu benennen und methodisch in das angepasste Gesprächsformat einzubinden. Die ausführliche Auswertung zielte auf eine verstehende Rückbindung des erlebten Übungsgeschehens zum inhaltlichen Input der ersten beiden Fortbildungstage.
Mit einer gemeinsamen Auswertung der Fortbildung und dem Hinweis auf das Sommerseminar am Störitzsee vom 28. bis 29. August 2020 wurden die interessanten Ausbildungstage beendet.
Ehrung von Einsatzkräften in der Staatskanzlei Potsdam

Ministerpräsident Woidtke während persönlicher Ansprache auf der Ehrung. Bild: Staatskanzlei Potsdam

Tischrunde um Innenminister Stübgen mit Vertretern der Freiwilligen Feuerwehr, DLRG, ENT BB, Opferhilfe „Weißer Ring“ und Presse. Bild: Staatskanzlei Potsdam
Einsatznachsorge anstatt Sorgen nach dem Einsatz
Auch im Jahr 2019 gab es viel Arbeit für die ENT-ler in den Reihen der Polizei, den Feuerwehren und beim Rettungsdienst. Ca. 90 Veranstaltungen verschiedenster Art wurden von den Ehrenamtlern in 2019 bestritten.
ENT 2020: Insgesamt 59 mal wurde im vergangenen Jahr das ENT (EinsatzNachsorgeTeam des Landes Brandenburg) aufgrund der (Für)-Sorge von Führungskräften oder Kollegen um die Gesundheit von Einsatzkräften nach Einsätzen mit extremen Belastungen angefordert. Hiervon fanden für die Polizei 17 Nachsorgeveranstaltungen statt.
Das dies ein Ausdruck der Stück für Stück erkennbaren Entwicklung einer Fürsorgekultur im Land Brandenburg ist, steht außerfrage, denn in der Polizei entspricht dieser Trend dem Auftrag der psychosozialen Unterstützung (PSU) gem. PDV 100 und Leitfaden 150.
Neben der Einsatznachsorge für betroffene Einsatzkräfte wurden im Jahr 2019 durch das ENT BB auch 25 Präventionsveranstaltungen (Schulungen/Info-Abende/Fortbildungen) sowie 6 Veranstaltungen an Tagen der offenen Tür (z.B. bei der Polizei, der Feuerwehr oder dem THW) durchgeführt. Diese Präventionsveranstaltungen, welche die Einsatzkräfte für potentiell belastende Situationen sensibilisieren und aufrüsten, sind zunehmend gefragt und mittlerweile auch als fester Baustein in das Fürsorgesystem des Dienstherren integriert.
Die Mitglieder des ENT BB sind sozial engagierte Einsatzkräfte, Sozialpädagogen oder Psychologen, denen die Gesundheit der Kollegen in den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) am Herzen liegt. Die Arbeit erfolgt ehrenamtlich. Mehrmals im Jahr finden Fortbildungen statt, um die Fachkräfte und Peers (Kollegen für Kollegen) zu qualifizieren. Beamte werden dafür vom Dienst freigestellt. Die Einsätze für das ENT bestehen aus Einzel- und Gruppengesprächen im Anschluss an belastende Einsätze, sowie Schulungen in Dienststellen der Blaulichtorganisationen und dienen der besseren Verarbeitung von Einsätzen und damit der Vorbeugung von Folgestörungen.
INTERESSE? Du findest Einsatznachsorge interessant und wichtig?! Du würdest auch gern diese Tätigkeit im Ehrenamt ausüben?! Verstärke unser Team!!! Sprich unsere Kollegen des ENT in der Polizei an:
Jürgen Wildemann (PD West/VD Michendorf)
Roland Lange (PD West/KKI PI Pdm)
Sandy Feige (PD Süd/Präv. SFB)
Manuela Höbler (PD West/KDD Pdm)
Anke Jäger (SKE HPol OR)
Beate Wolf (Seelsorgerin HPol OR)
Matthias Mehlhorn (SKE HPol OR)